Das Paradox des Coachings

Menschen suchen meine Begleitung, weil sie irgendwo hin wollen. Zum Beispiel weg von einer unangenehmen Situation oder hin zu einer Idee von Glück. Wohin will ich in dieser Interaktion? Hier bleiben. Als Einladung.

Eckhart Tolle beschreibt in «Eine neue Erde» die Begegnung mit einer Frau, die nach schlaflosen Nächten am Ende ihrer Kräfte ist. Er lässt sie lange reden, hört zu, ohne Wertung oder Intervention. Darauf schläft die Frau zum ersten mal seit Monaten, obwohl er nichts «gemacht» hat.

Ein Teil von uns ist auf die Form fokussiert. Auf das, was wir leisten, was andere für uns leisten, wie gross es ist, was es kostet. Das ist gut so. Bloss sind wir derart auf diese Form ausgerichtet, dass der Raum dazwischen verloren geht.

Ja, ich auch. Ich will ein guter Coach sein. Wenn ich mich aber nur mit dieser Idee identifiziere, dann bleibe ich in der Form gefangen. Was für mein Ego «einfacher» ist, weil ich mich dann auf Methoden, Konzepte und Lösungen verlassen kann.

Tolle propagiert den Schritt von der Form in den Raum des gegenwärtigen Augenblicks: «Die Freude am Sein, das einzig wahre Glück, kann nicht durch irgendeine Form zu dir kommen, weder durch Besitz noch durch Leistung, Personen oder Ereignisse.» Das haben wir alle schon erlebt. Deshalb wissen wir auch, wie schwierig es ist, das zu leben.

Aber halt: Wenn wir das «schwierig» machen, fallen wir zurück in die Leistungsfalle. Nach dem Motto: «Wenn ich hart an mir arbeite, werde ich im Moment sein können.» Oder wie Tolle sagt: «Das Ego weiss nichts vom Sein, aber es glaubt, dass du irgendwann durch dein Tun erlöst sein wirst.»

Das Ego gehört einfach zu uns. Aber wir sind es nicht. Erkennen und Akzeptieren öffnen den Weg in den formlosen Raum des Bewusstseins.

Der in mir, der ein guter Coach sein will, lässt sich ein auf seine Beobachtung. Ich schaue ihm zu, heisse ihn und seine Ideen willkommen. Dann öffne ich mich für eine Begegnung im Jetzt mit meinem Gegenüber. In diesen Raum lade ich Ressourcen ein, die über unsere Form hinaus gehen. Sie stehen uns allen und immer zur Verfügung, über die Brücke des Bewusstseins.

Das wäre also die Einladung meines Coachings. Das So-Sein zulassen. Veränderung wächst aus dem, was in dieser Gegenwart sichtbar wird: Praxis mit Tiefgang: Wie ich begegne.

Foto © janbernet.com

Das Prinzip der Quelle

Organisationen sind ein Zusammenspiel von Personen. Schwung entsteht, wenn alle in ihrer Kraft als Quelle stehen und ihren Raum bewusst einnehmen. Mit dieser Sicht verstehe ich einiges besser, was ich als Unternehmer, Coach und Künstler erfahre. Was bringt dieser Blick hinter Organigramme für dich, deine Art zu führen und deine Orientierung im Gesamtsystem?

Alles Lebendige entzieht sich einer abschliessenden Definition. Glück, Liebe, Erfolg kann man nicht festhalten, weder durch Taten noch durch Worte. Mit dieser Grundhaltung nähere ich mich der von Peter König entwickelten systemischen Sicht von Organisation, Führung und Zusammenarbeit.

Ich beschreibe, was sich mit meiner Erfahrung, meinen Zielen und Werten verbindet. Und ich forsche weiter; lerne auch aus Echos. Denn «wahr» ist nur das, was deine Erfahrungen, Absichten und Werte berührt.

Die Quelle: Mit ihr fängt alles an.

Wer ein Projekt, eine Organisation oder eine Beziehung beginnt, ist die Quelle dieses Systems. Sie übersieht das gesamte Quellgebiet, erhält alle relevanten Informationen für dessen Gestaltung und kennt den nächsten Schritt. Ja, es gibt nur eine Quelle. Das heisst nicht, dass sie alles tut, kann, weiss. Erst im Austausch mit Teilquellen erlangt sie Klarheit, mit deren Unterstützung erreicht sie die gesetzten Ziele.

Die Idee einer einzigen Quelle provoziert zwei gegensätzliche Projektionen: Man kann Quellen überhöhen oder abwerten. Überhöht werden sie dort, wo man sie als einsame Strippenzieher zuoberst auf eine Pyramide setzt. Vielleicht sieht sich diese Person selbst so – und alle auf den nächsten Stufen sind froh, dass sie dort alleine auf dem heissen Stuhl wackelt.

Abgewertet wird die Quelle, wo man im Kreis steht und so tut, als ob alle den gleichen Zugang zu grundlegenden Informationen hätten. «Bloss keine Chefs hier» – und doch richten sich alle nach einer Leitfigur. Auch die versteckt sich auf ihrer Visitenkarte gerne hinter einem witzigen Jobtitel.

Diese Gegensätze vereinen sich dort, wo die Quelle als Dienerin des Ganzen verstanden wird. Sie ist nichts ohne alle anderen – und alle anderen sind als Teilquellen angewiesen auf eine Gesamtausrichtung.

In diesem Sinn heisst führen, mit Klarheit dienen.

Die Aufgaben von Quelle und Teilquelle

Quelle und Teilquelle tragen die selbe Verantwortung – in einem jeweils anderen Feld. Denn für dieses Feld erhalten nur sie die relevanten Informationen. In Verbindung mit ihrer Quellkraft prägen sie die Ausrichtung, sie schaffen Klarheit, sie nehmen und geben Raum.

Als Trägerin des gesamten Felds ist die Quelle zuständig für

  • die Ausrichtung auf ihr ursprüngliches Bedürfnis und ihre Vision
  • die Entscheidung über den nächsten Schritt für das Gesamtfeld
  • den Entscheid über die Ausweitung oder Reduktion dieses Felds
  • die Wahl der direkt mit ihr verbundenen Teilquellen
  • die Abgabe der Verantwortung für die zugeteilten Quellenräume

Die Teilquelle ist zuständig für

  • die Ausrichtung des zugeteilten Quellraums auf ihr Bedürfnis und ihre Vision
  • die Entscheidung über den nächsten Schritt in diesem Raum
  • Anstösse für die Änderung ihres Teilraums
  • die Wahl allfälliger weiterer Teilquellen
  • die Abgabe der vollen Verantwortlichkeit für weitere zugeteilte Quellräume

Eine Teilquelle kann ihren Quellraum nur in Abstimmung mit der über ihr liegenden Quelle verändern: Diese weiss, wie sich die Reduktion oder Ausweitung in ihr Feld einfügt, es verändert.

Teilquelle vor Urquelle

Das Quellenprinzip ist auf sehr dynamische Weise hierarchisch, denn die Delegation ist total. Die Teilquelle steht in ihrem Teilraum über der Quelle. Ganz praktisch: Die Leiterin Corporate Communications steht für alle Entscheide in ihrem Feld über dem CEO. Denn die Informationen für den nächsten Schritt erhält nur sie. Im Austausch werden beide immer wieder zur Klarheit finden für die Entscheidungen im Gesamt- oder Teilfeld.

Das Prinzip der Quelle verlangt also eine tiefreichende Ermächtigung und ein Loslassen des Gestaltungsdrangs, der in die abgegebenen Räume hineingreifen will. Und gleichzeitig befreit es alle Beteiligten von Mikromanagement, dauernder Absicherung, Ballast im Abgleich.

Klarheit bei Gründung und Nachfolge

Bist du die Quelle eines Projekts? Wer in dieser Kraft steht, antwortet ohne Umschweife. Schwierig wird’s, wenn mehrere Menschen zusammen eine Initiative starten. Oder wenn die Unternehmensgründung Jahrzehnte zurückliegt, eine Nachfolge systemisch nicht vollzogen ist.

Bei gemeinsamen Gründungen kann der bewusste Fokus auf eine Quelle fehlen – man tut so, als ob immer alle zusammen den nächsten Schritt definieren. Unbewusst ist allen Beteiligten klar, wer die entscheidenden Informationen erhält und de facto das Sagen hat.

Nachfolgen gelingen, wenn die Quellkraft weitergegeben wird. Das bedingt ein Loslassen der Vorgänger, nicht nur formell durch einen Verkauf oder Ausstieg. Sie müssen ihren Zugang zur Quelle freigeben, den Platz verlassen, eine nachfolgende Person ermächtigen. Und diese Person muss ganz in die Kraft und Verantwortung treten; oft sind sie an einer «halben» Nachfolge ebenso interessiert und scheuen die alleinige Verantwortung.

Den Raum ganz einnehmen

Die häufigste Herausforderung, der ich als Coach und Berater begegne, ist der volle Einstieg in die eigene Kraft als Quelle oder als Teilquelle. Das hat mit der inneren Haltung aller am System beteiligten Personen zu tun.

Zusammenarbeit gelingt, wenn Teilquellen und Quellen ihre Räume beanspruchen und bekommen.

Oft wird Quellenraum unbewusst nie ganz abgegeben und nie ganz beansprucht. Ausweichen ist einfacher, als Klarheit zu schaffen. So fahren denn alle in Watte aneinander vorbei, wollen weder führen noch geführt werden und staunen über ihre Unzufriedenheit.

Das Schöne: Selbstheilung ist unausweichlich. Reibung, Schwierigkeiten, Scheitern führen immer zur Integration einer neuen Fertigkeit. Fertig sind wir nie.

Fünf Fragen für dich als Quelle

Wir sind alle Quelle und Teilquelle in den vielen Lebensbereichen, in denen wir Projekte, Spiele, Gespräche gestalten. Nimm etwas, das dich gerade beschäftigt. Wo du im Nebel stocherst. Konzentriere dich kurz auf dieses Projekt. Und dann gehe durch die folgenden fünf Fragen. Beantworte sie mit schneller Leichtigkeit. Du kannst auch dein Smartphone hinlegen und die Antworten frisch von der Leber weg aufzeichnen. Es könnte sein, dass du beim Abhören staunst.

  1. Nenne ein Projekt, von dem du Quelle oder Teilquelle bist.
  2. Nenne einen Aspekt dieses Projekts, bei dem du volle Klarheit besitzt.
  3. Nenne einen Aspekt, der schwierig ist für dich.
  4. Was kann dich dabei unterstützen?
  5. Was könnte dein nächster eleganter Schritt sein?

© Grafiken, Bild Marcel Bernet, Palü-Gletschersee

Vom Nebel zur Quelle: Wer bin ich?

Ein Leben lang stellt sich die Frage: Wer bin ich? Wer es wagt, der Quelle zu lauschen, könnte eine neue Leichtigkeit entdecken.

Eine Aussage von Nietzsche hat mich viele Jahre zugleich inspiriert und verwirrt: «Es gibt in der Welt einen einzigen Weg, auf welchem niemand gehen kann, ausser dir: wohin er führt? Frage nicht, gehe ihn.»

Klarheit, jetzt!

Berührt hat mich die Wahrheit dieser Worte. Die stand im Widerspruch zu meiner fortwährenden Fragerei: Wohin? Was als nächstes?

Es gehört wohl zum Mensch-Sein, dieses ungeduldige Vorwärts, auch getrieben vom Aussen. Eltern, Lehrer, Partner, gesellschaftliche Ansprüche sagen uns, wer wir sind. Sie leiten uns mit Akzeptanz und Ablehnung.

Meist im Nebel

Heute weiss ich: Der Weg führt nach innen, zum Anschluss an die Quelle. Da sprudelt ein Wasser, in dessen Strahl nur ich stehe. Aus dieser Verbindung treten wir auf unseren einzigen Weg. Und stochern immer wieder im Nebel, fragen: Wie weiter?

Weil wir die einzigen sind mit diesem Anschluss, wartet die Klarheit in uns. Der Weg dorthin führt auch über den Austausch mit Anderen: «Der Mensch wird am Du zum Ich.» sagt Martin Buber. Äussere Antworten auf unsere Fragen, Zweifel, Ideen legen Fährten zur inneren Klarheit.

Drei Schritte zu Dir

Dein Weg könnte drei Schritten folgen:

  1. Fragen und Nebel geniessen
    Das hätte mir geholfen beim Aushalten des Nietzsche-Zitats: Mehr Geduld mit mir selbst, meiner Fragerei, meiner Sucherei, meiner Unsicherheit. Manchmal gelingt es mir gar, die Unsicherheit eines Übergangs zu geniessen. Mich darüber zu freuen, dass ich spüre: Etwas Neues steht an, und ich ahne noch nicht einmal dessen Konturen. Geholfen hat mir die Erkenntnis von Peter König, dass eine Quelle zu 80 Prozent ihrer Zeit im Nebel stochert; Klarheit schaffen gehört zu ihren wichtigsten Aufgaben.
  2. Den Austausch suchen
    Und wenn’s dann besonders bedrängend, unsicher, dunkel wird – dann mag ich schon gar nicht mit jemand anders darüber reden. Gelernt habe ich, es trotzdem zu wagen. Aus der Akzeptanz meiner eigenen Unsicherheit kann ich mich angstfrei mitteilen. Wenn das Gegenüber ebenso offen ist dafür. Und wenn ich Kontakte pflege, die Vertrauliches für sich behalten und auf Urteile und Ratschläge verzichten können. Oft wächst die Klarheit schon in mir selbst, wenn die Fragen zum Gegenüber wandern – anstatt in schlaflosen Nächten im Kopf zu drehen.
  3. Der Quelle trauen
    Wir alle haben unseren ganz persönlichen Zugang zur Quelle. Jeder kennt diese Momente, in denen Klarheit auftaucht. Und wir können nicht sagen, woher. Sie ist einfach da.

Aus meiner Erfahrung gibt es verschiedene Zugänge: Begegnungen mit der Natur, in Gemeinschaft, Liebe, Musik, Stille und bei allem, was wir mit den Händen tun. Da berührt mich meine Melodie. Die Quelle summt sie und lässt uns wohlwollend die Wahl.

Leinen los

Was ist Deine Erfahrung? Was klingt bei Dir an, womit magst Du experimentieren? Rilkes Gedicht «Über die Geduld» macht Mut und endet mit diesen Worten: «Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.»

Foto: Marcel Bernet, Zürichsee Mythenquai

Rückzug: die Natur richtet’s

Neulich war ich für drei Tage in den Bergen, auf Alp Grüm zwischen St. Moritz und Poschiavo. Zurück in den Alltag bringe ich eine Blase an der linken Ferse, erfahrenes Tao und mehr Spielraum fürs Smartphone.

Die Blase wird bald wieder genesen sein. Sie ist ein sanftes Signal aus der Natur meines Körpers, der hinter diesen Worten steht.

Natur und Wasser: Tao praktisch

Auf dem Wanderweg zum Palügletscher bin ich dem intuitiven Erfassen näher gekommen. Und ich habe mich an Alan Watts erinnert: «Wenn du versuchst, fliessendes Wasser in einem Eimer einzufangen, so zeigt das, dass du es nicht verstehst und dass du immer enttäuscht sein wirst, denn im Eimer fliesst das Wasser nicht.» Dieses Bild hat mich der Weisheit des Tao-Tè-King von Lao-tse ein wenig näher gebracht.

Die Wasserfälle am Gletschersee machten diese Worte lebendig. So wie diese zehn Filmsekunden vielleicht zu einem eigenen Erlebnis mit dem Fluss des Lebens führen.

Mit dem Smartphone spielen

Der Weg in die Berge war auch ein weg von allem Digitalen. Mein Tagebuch führte ich im Notizblock statt auf dem iPad, das iPhone blieb ausgeschaltet. Gerne angeschaut hätte ich mir das Wetter. Oder den Fahrplan. Aber kaum schalte ich das kleine Ding wieder ein, flickern mir Kurznachrichten, verpasste Anrufe, die Anzahl der Mails, die Verlockung von Social Media entgegen. Oder schlimmer noch: Falls mich gar niemand vermisst hat?

Die kurze Abstinenz hat mir die Fixierung auf Nachrichten und den Hang zum Abruf von Inhalten noch stärker aufgezeigt. Auf der Rückreise habe ich das praktische Hilfsmittel umgeräumt. Jetzt zeigt der Start-Bildschirm nur noch Agenda, Telefon, Fahrplan und Wetter-App. Nachrichten und alle Social-Media-Apps dürfen mir keine Meldung mehr auf den Startschirm werfen, auch die kleine rote Zahl der offenen Mails oder anderer App-Reaktionen sind blockiert.

Das heisst, ich muss jetzt die Post «unten im Briefkasten holen», wenn welche da ist. Ich mag die neue Ruhe. Und lerne dabei spielerisch etwas über meine Zwänge. Bis zur nächsten Umstellung.

Selbstverbesserung kommt zu Besuch

Bin ich jetzt ein besserer Mensch? Mögen diese Worte zur Selbstoptimierung der Leser beitragen? Nein. Alan Watts’ Bücher inspirieren mich – samt dieser Erkennntnis: «…es könnte sein, dass, wenn Sie… vom Wahn befreit sind, immer gleich alles verbessern zu wollen, Ihre eigene Natur anfängt, sich um sich selbst zu kümmern.»

Auf in die eigene Natur. Bis zur nächsten Blase.

Video/Fotos Marcel Bernet

Intuition: Den Einklang finden

Bauchgefühl oder Businessplan? Die Essenz liegt dort, wo aus dem «oder» ein «und» wird, wo sich Intuition und Intellekt verbinden.

Pablo Picasso hält ein eindeutiges Plädoyer für die Intuition «Ich suche nicht, ich finde.» (zitiert von Gottfried Sello, Die Zeit). Nur noch finden, nie mehr suchen – was für eine Erleichterung. Und was für eine Anstrengung, wenn ich sein will wie Picasso… Drei Sichtweisen führen zu mehr Leichtigkeit beim Finden:

Erster Schritt: Urteile erkennen

Das in die Welt zu bringen, was in uns ruft, verlangt nach allen Anteilen unserer Persönlichkeit. Die  volle Kraft wächst aus einem «Ja» zu allem, was wir an uns hassen oder lieben.

Wir streben auf alles zu, was uns grösser, strahlender, leichter macht. Wir lehnen alles ab, was uns negativ, gefährlich, schwer erscheint. Jede Minute treffen wir Urteile über Andere. Jedes dieser Urteile spiegelt, was wir in uns selbst wollen oder ablehnen.

Zweiter Schritt: Ja zum So-Sein.

Diese Urteile sind akut menschlich. Der Schritt ins Bewusst-Sein führt nun eben nicht in die Ablehnung. Einen Schritt tiefer wartet die Akzeptanz der inneren Spaltung von «So möchte ich sein» und «Das verachte ich».

Wenn wir beide Seiten in uns wertschätzen, öffnet sich vielleicht eine Pforte. Von dort beobachten wir dieses Spiel der Gedanken. Je liebevoller wir das tun, desto freier werden unser Suchen, Finden, Handeln.

Dritter Schritt: Ja zur Quelle.

Jede noch so kleine Prise der Selbstakzeptanz erhöht die innere Verbindung. Und dieser innere Einklang macht uns stiller. Jetzt können wir besser hören, was uns das Universum zuflüstert. Dabei können wir die Ohren spitzen: Mit einer fokussierten inneren Haltung, die sich öffnet für noch so kleine Signale.

Ideen, Bilder, Lösungen, die uns in Millisekunden zufallen, bleiben haften. Zuerst werden wir diesen Einfällen nicht trauen. Doch wir haben alle Zugang zur Quelle. «Haben» ist das falsche Wort, «sein» trifft es besser: Wir sind an der Quelle, können den Zugang nicht kaufen, absichern, festhalten. Er wird uns geschenkt, wenn wir uns trauen.

Handeln im Einklang

Der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr beschreibt unser «umfassendes Ich» als Tropfen im Ozean. Wollen wir etwas in der physischen Welt umsetzen, so schrumpft dieses grosse Ich zum Ego, tritt als Tropfen über das Wasser,  «..dort stehe ich den anderen als Anderer gegenüber und werde handlungsfähig.» (Geist, Kosmos und Physik, Seite 126, Google Books).

Innere Verbindung und Verbindung über uns hinaus vertieft den Zugang zur Intuition. Wenn daraus ein Handeln entsteht, dass im Einklang steht mit den Wellen des Ozeans, dann werden Idee und Umsetzung ihre grösste Wirkung entfalten. Und weil unser kleines Ich einmalig ist, lesen wir alle die Wellen ganz anders.

Am besten auch spielerisch – wie Picasso. Auf die Frage eines Journalisten, weshalb er von der «Blauen» in die «Rosa Periode» gewechselt habe, antwortet er: «Wenn ich kein Blau habe, dann nehme ich eben Rot.» (Victoria Charles, Picasso, Seite 5, Google Books)

Am International Intuition Summit Basel habe ich meine Erfahrungen auf diesem Weg vertieft. Vielleicht dient das Handout als Inspiration.

Zürich/Basel, März 2016
Bild: Jan Bernet